Sicherheitsgespräche

1. Sicherheitsgespräch des Deutschen Expertenrats Besuchersicherheit (DEB)

Mangelnde Ausbildung der Veranstaltungsleiter ist problematisch

„Das ist eine der ganz großen Schwächen in der Musterversammlungsstättenverordnung“, brachte Holger Gerdes (Fachbereichsleiter der Fortbildungsakademie Mont Cenis des Landesinnenministeriums und stellvertretender Vorsitzender des DEB) die fehlende Anforderung an die Qualifikation eines Veranstaltungsleiters beim ersten Sicherheitsgespräch des Deutschen Expertenrates Besuchersicherheit (DEB) auf den Punkt. Die mangelhafte Ausbildung beziehungsweise die fehlenden Fähigkeiten zur Veranstaltungsleitung in verschiedenen handwerklichen und akademischen Berufsbildern der Eventbranche kritisierten einige der rund 100 Besucher im Baykomm Communication Center in Leverkusen.

Vertreter aus Behörden, Feuerwehren und Hilfsorganisationen als auch von Eventagenturen und Hochschulen waren bei diesem Sicherheitsgespräch zu Gast. „Die große Resonanz zeigt uns, dass wir mit dem Format des Sicherheitsgesprächs auf dem richtigen Weg sind, das Bewusstsein der Verantwortlichen für die Sicherheit von Veranstaltungen zu schärfen“, zog Olaf Jastrob, 1. Vorsitzender des DEB eine positive Bilanz der Premiere.

Holger Gerdes hatte zuvor bereits selbst über die Herausforderungen an die Sicherheit bei Großveranstaltungen referiert und dies praxisnah anhand von Beispielen von den vergangenen zentralen Feiern zum Tag der Deutschen Einheit anschaulich dargestellt. „Würde man in allen Versammlungsstätten die Funktionsbesetzung analog §§ 38-40 Musterversammlungsstättenverordnung überprüfen, wären die meisten Locations heute zu“, schloss sich Olaf Jastrob, der die A.V.B.-Akademie leitet, an. Er kritisierte die überwiegend nicht personell bestimmte Veranstaltungsleitung sowie die nicht selten fehlenden Verantwortlichen für Veranstaltungstechnik.

Jene Gesetzesvorgaben hatte Olaf Jastrob zuvor bereits gemeinsam mit den Besuchern der Fachtagung im von ihm geleiteten Workshop eruiert. Er machte deutlich, dass meist größere Veranstaltungen rechtskonform besetzt seien, da sie im kollektiven Fokus ständen. Problematisch seien aber mittelgroße bis kleinere Veranstaltungen jenseits des öffentlichen Blickfeldes.

In einem weiteren Beitrag führte Dr. Hans-Walter Borries vom FIRMITAS Institut und DEB-Vorstandsmitglied aus, dass asymmetrische Terroranschläge mit konventionellen Sprengmitteln oder ABC-Stoffen nach wie vor mögliche Bedrohungs- und Gefahrenlagen für Sportstadien seien – vor allem angesichts der noch nicht vollkommenen Sicherheit vor Drohnenangriffen. Dies gelte jedoch auch für Megaevents abseits des Sports, für welche ebenfalls weitere Gefahrenszenarien denkbar seien.

Ein Best Practice Beispiel für eine sichere Versammlungsstätte bot Klaus Zantopp, Gastgeber und Betriebsleiter des Baykomm Communication Centers. Trotz verschiedener außergewöhnlicher Begebenheiten wie die Lage mitten im Leverkusener Chempark oder die Beherbergung eines Labors im Baykomm gelingt es dem Haus durch eine tägliche Gefährdungsanalyse und den freiwilligen, zusätzlichen Personaleinsatz im Bereich Veranstaltungsleitung, Brandschutz und Räumung einen sehr hohen Standard in der Besuchersicherheit zu setzen.

Aufgrund des großen Zuspruchs wird der DEB auch künftig Sicherheitsgespräche ausrichten, um einen Beitrag zur weiteren Optimierung der Besuchersicherheit bei Veranstaltungen zu leisten.

Über den Deutschen Expertenrat Besuchersicherheit (DEB):
Um die Sicherheit der Besucher bei Veranstaltungen aller Art geht es dem neuen gemeinnützigen Verein „Deutscher Expertenrat Besuchersicherheit (DEB)“, der am 30. März 2019 in Berlin gegründet wurde. Vom Eventveranstalter unterschiedlicher Größenordnungen über die Feuerwehr bis hin zum Sanitätswesen – aus nahezu allen Bereichen kommen die Mitglieder des DEB. Neben den ordentlichen Mitgliedern können auch Betreiber von Eventlocations, Theater, Museen, Universitäten und Bildungseinrichtungen als Fördermitglieder beitreten. Gleiches gilt für Vereine, Verbände, Hochschulen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen als assoziierte Mitglieder. Unter anderem haben sich bereits der Deutsche Hochschulverband (DHV), das Deutsche Institut für vorbeugenden Brandschutz (DIvB), der Bundesverband für den Schutz
Kritischer Infrastrukturen (BSKI) und der TÜV NORD Akademie dem DEB als assoziierte Mitglieder angeschlossen.

So ist der DEB breit aufgestellt und agiert neutral, branchenübergreifend und unabhängig. Um die Besuchersicherheit zu verbessern, sollen Wissenschaft und Forschung genauso gefördert werden wie der Austausch, die Anwendung und die Bildung. Der DEB beschäftigt sich mit aktuellen und grundsätzlichen Problemstellungen aus der Veranstaltungsbranche. Zudem setzt sich der DEB für eine beschleunigte Verbreitung neuer Forschungsergebnisse und damit verbunden für eine Erhöhung der Anwendungen ein.

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